Als derzeit vollumfänglich mit der Geschäftsführung des Abraham Geiger Kolleg (AKG) Beauftragte bitten wir, Rabbiner Drs Edward van Voolen und Dr. Anne-Margarete Brenker, um Verständnis dafür, dass wir derzeit keine individuellen Presseanfragen beantworten können, da wir uns aktuell mit voller Konzentration der Einleitung der notwendigen Aufklärungsmaßnahmen der im Artikel der WELT vom 6. Mai 2022 genannten Vorwürfe widmen.
Folgendes stellen wir bezüglich des Artikels klar:
Das Abraham Geiger Kolleg hat unmittelbar nach Kenntniserlangung des ersten Vorwurfs gegen einen Mitarbeiter des Kollegs im Dezember 2020 unverzüglich die notwendigen Maßnahmen zur Aufklärung des Vorfalls ergriffen und den festgestellten Verstoß geahndet. Es wurde eine unabhängige interne Kommission eingesetzt und dem betroffenen Studenten wurde im Rahmen der geltenden safeguarding Richtlinien ein umfassendes Gesprächsangebot unterbreitet, dass dieser auch gemeinsam mit einer von ihm gewählten Vertrauensperson angenommen hat. Parallel hat die Staatsanwaltschaft in der Sache gegen diesen Mitarbeiter ermittelt, das Ermittlungsverfahren aber letztlich eingestellt. Dem Mitarbeiter gegenüber wurde nach Aufklärung des Vorfalls im Ergebnis eine arbeitsrechtliche Abmahnung ausgesprochen. Der Lehrauftrag, in den er bis zur Kenntnis des Vorfalls eingebunden war, wurde ihm entzogen. Das Bekanntwerden eines zweiten Falles sexualisierter Belästigung im Februar 2022 durch den gleichen Mitarbeiter im Kontext der Universität Potsdam führte zur sofortigen Beendigung des Arbeitsverhältnisses dieses Mitarbeiters zum 28.02.2022.
Die Geschäftsführung des Abraham Geiger Kollegs hat gleich im Anschluss an das Bekanntwerden des ersten Vorwurfs das gesamte Kollegium und die Studierenden des Kollegs über den Vorfall informiert. Alle angeschriebenen Personen wurden aufgefordert, gegebenenfalls weitere bekannte Fälle zu melden. Dies geschah zur Wahrung aller Persönlichkeitsrechte in anonymisierter Form. In der Folgezeit wurden dem Abraham Geiger Kolleg keine weiteren Fälle gemeldet, so dass mangels Kenntnis auch keine Notwendigkeit für weitere Maßnahmen bestand.
Mit den nunmehr im WELT-Artikel verbreiteten weitergehenden Vorwürfen sind auch wir erstmalig konfrontiert und davon erschüttert.
Wir gehen diesen Vorwürfen nunmehr unverzüglich nach und werden sofort und gemeinsam mit allen Zuwendungsgebern des AGK die notwendigen Schritte zu einer externen, unabhängigen und sorgfältigen Evaluation aller relevanten Sachverhalte beraten und einleiten. Dabei wird auch eine vollständig anonyme Meldung etwaiger Vorfälle zu gewährleisten sein. Herr Homolka wird bis zu Klärung des Sachverhalts seine Aufgaben an der Universität, im Kolleg und für die Jüdische Gemeinschaft ruhen lassen, wie er bereits in einer persönlichen Stellungnahme hat verlautbaren lassen. Dies ermöglicht eine ungestörte und unabhängige Aufarbeitung. Es gilt, auch darauf möchten wir hinweisen, für Herrn Homolka die Unschuldsvermutung. Vorverurteilungen verbieten sich zum jetzigen Zeitpunkt.
Wir bedauern zutiefst, wenn und soweit es im Kontext des Abraham Geiger Kollegs zu Missbrauchserfahrungen gekommen sein sollte und möchten hiermit alle Betroffenen bitten, sich aktiv am Aufklärungsprozess zu beteiligen und diesen zu unterstützen.
Wir sehen uns in der Verantwortung, zusammen mit den Kolleg:innen eine Arbeitsumgebung zu schaffen, die von Transparenz und Vertrauen bestimmt ist und in der die wichtige Arbeit des AGK für die Ausbildung von Rabbiner:innen und Kantor:innen konstruktiv fortgesetzt werden kann. Für Machtmissbrauch und Fälle sexualisierter oder anderweitiger Diskriminierung und/oder Belästigung darf und wird es bei uns keinen Raum geben.
Rabbiner Drs Edward van Voolen / Dr. Anne-Margarete Brenker
Sie können die Stellungnahme hier als pdf herunterladen.